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Am 16. Oktober 2016 gingen wir als Team „Politycki & Friends“ beim Frankfurt Marathon an den Start. Neben dem Läufer-ABC entstanden Blogeinträge – nachfolgend einer von uns zum Thema Ehe und Marathon.
Man startet euphorisch, muss vielleicht anfangs sogar das Tempo drosseln, läuft sich ein, über eine gewisse Strecke tragen uns die Beine fast automatisch, und manchmal ist es sogar möglich, das wunderbare Gefühl eines Runners High zu erleben. Doch es gibt eben auch die Durststrecken, während denen man den Lauf am liebsten abbrechen würde. Es braucht viel Selbstdisziplin und Kraft, um trotzdem weiterzulaufen und dann stolz und glücklich das (Etappen)ziel zu erreichen. So ist es beim Marathon – und bei einer Ehe ist es nicht so viel anders.
Gemeinsam ist dem Marathonlaufen und einer Partnerschaft aber auch, dass wir uns viel Zeit dafür nehmen müssen. Für viele Läufer stellt sich deshalb irgendwann die Frage: „Hat meine Ehe, meine Partnerschaft eine realistische Zukunft, wenn ich weiterhin so ambitioniert Marathon laufe?“ Eine Freundin hat mir kürzlich erzählt, dass es bei ihr nicht funktioniert hat. Ihr Freund ist gleich seinen ersten Marathon in unter vier Stunden gelaufen. Da hätte sie ihm noch an der Strecke zugejubelt und ihn begeistert im Ziel erwartet. Zwei Jahre später ist er dann einen Marathon in unter drei Stunden gelaufen. Da stand sie nicht mehr jubelnd im Ziel, weil sie sich schon getrennt hatte. Er hatte sein Leben nur noch nach dem Trainingsplan ausgerichtet, ihre Partnerschaft kam dabei zu kurz und war immer dem Training untergeordnet. Das hat sie, wie man gut verstehen kann, nicht ausgehalten.
Wenn man seine läuferischen Ziele realisieren möchte, das zeigt dieser Fall, sollte man seine Frau oder Lebensgefährtin schon bei der Planung mit einbeziehen. Meine Frau sagt dazu: „Sprich mit mir. Sag mir ehrlich, welche läuferischen Ziele Du in diesem Jahr hast, welchen Trainingsaufwand sie erfordern und wie wir unsere gemeinsame Zeit damit in Einklang bringen können.“ Wichtig ist dabei aus unserer Erfahrung vor allem Ehrlichkeit und eine realistische Planung. Was dagegen nicht funktioniert, ist die Salamitaktik, d.h. wenn der Partner erst im Trainingsverlauf Stück für Stück wahrnimmt, welchen tatsächlichen zeitlichen Umfang die Vorbereitung erfordert und die gemeinsame Zeit immer mehr beschnitten wird. Parallel dazu haben wir vor einigen Jahren zudem ein „Marathon-Modell“ für uns entwickelt:. Meine Frau sucht aus dem „Katalog“ http://www.planet-marathon.de einen Marathon heraus, den ich laufen kann, und wir planen gleichzeitig einen gemeinsamen Städteurlaub über mehrere Tage, in den der Lauf integriert ist, aber auch viel Zeit für gemeinsame Unternehmungen bleibt. Wir waren in den letzten Jahren u.a. zusammen in Dublin, Lissabon, Krakau und Brüssel. Bei den Läufen stand meine Frau immer gern an der Strecke, um uns Läufer anzufeuern. In Frankfurt wird meine Frau nicht dabei sein, denn diese Tage gehören unserer kleinen Laufgemeinde. Dafür hat sie Verständnis.